Ford Mustang 1968 Coupé - Das Eckhard-Projekt !

Ford Mustang - Ausbau und Montage der Chromleisten und der Scheiben 

Bitte nicht wundern über eine manchmal unprofessionelle Bezeichnung der Teile! Ich möchte, dass auch der Laie mit unprofessionellen Begriffen diese Seite ergoogeln kann ;-)

Bei allen Arbeiten sollte man nach den für den Mustang erhältlichen Handbüchern vorgehen.

Ausbau

Bevor man die Front- oder die Heckscheibe ausbauen kann, muss man die Chromleisten (moldings) rund um die Scheiben entfernen. Diese werden durch Befestigungsclipse gehalten, die an den Scheibenrahmen (Blechbereich rund um die Scheiben) befestigt sind. Der Trick ist der, dass man mit einem flachen Spezialwerkzeug zwischen den Chromleisten und der Scheibengummidichtung hindurch hinter die Halteclipse hakt und diese nach innen (also zur Scheibe hin) zieht, so dass die Clipse aus einer Nut in der Chromleiste gezogen werden und die Leiste freigeben. Der Theorie zufolge kann man die Leisten dann problemlos entnehmen. Das setzt allerdings voraus, dass man die Clips wie vorgesehen bewegen kann.  

Leider sind nach meiner Erfahrung die alten Scheibendichtungsgummis (weatherstrips) meistens steinhart. Die zwischen Dichtgummi und Scheibenrahmen (und damit auch um die Halteclipse herum) gespritzte Dichtungsmasse hat zudem meistens im Laufe der Jahre die Konsistenz von uraltem festgetretenem Großstadtbürgersteigkaugummi angenommen. All das hat zur Folge, dass sich 
a) die Clips nicht wie vorgesehen bewegen lassen und die Chromleisten weiterhin festhalten. 
b) die Chromleisten wie festgeklebt in der kaugummiartigen Dichtungsmasse stecken.

Wenn man Wert darauf legt, sowohl Scheiben als auch Chromleisten unbeschädigt auszubauen, sollte man mit sehr viel Fingerspitzengefühl und Geduld zu Werke gehen. Aber nun zur Sache:

Das bereits angesprochene Spezialwerkzeug kann man sich selbst bauen, indem man einen gewöhnlichen Malerspachtel wie folgt anschleift:

Damit geht man nun vorsichtig zwischen Chromleiste und Gummidichtung und versucht die Halteklipse zu "ertasten". Hat man einen gefunden, hakt man dort ein und zieht ihn vom Scheibenrahmen weg, also zur Scheibe hin:

Bild oben: Beispiel Windschutzscheibenrahmen - so wird das Werkzeug angesetzt.
Bild unten: Heckscheibe - hier habe ich die Chromleiste bereits entfernt. Kleiner Pfeil: Halteclip, großer Pfeil: Zugrichtung.

Bei den vorderen Zierleisten beginnt man mit dem Ausbau der oberen Leisten. Manchmal kann man sie auch zur Seite hin wegziehen (Kratzergefahr! Lack vorher gut abkleben). Dann die seitlichen Leisten abnehmen. Die langen unteren Leisten vorn und hinten sind ein Problemfall. Hier sollte man an den Enden beginnen: mit dem präparierten Spachtel die Halteclipse wegziehen, während ein Helfer die Leiste vorsichtig, aber mit Nachdruck nach oben zieht. Dann Clip für Clip zur anderen Seite hinarbeiten. 

Sitzen die Chromleisten sehr fest (wie bei meiner unteren Heckscheibenleiste) sollte man mit einem scharfen Gegenstand zwischen Chromleiste und Karosserie eintauchen und versuchen, die Dichtungsmasse zu zerteilen. Ich habe dabei immer kräftig Caramba als Trennmittel dazulaufen lassen, damit die Klebemasse nicht gleich wieder zusammenklebt. Außerdem rutscht die Chromleiste dann besser heraus.

Hier noch einmal eine Nahaufnahme des Chromleistenhalteclipses:

Molding Removal Ford Mustang

Hat man die Chromleisten raus (hat bei mir über zwei Stunden gedauert - alles heil geblieben :-) geht es an den Scheibenausbau. Mustangscheiben bis 1968 sind mit Scheibengummis montiert, ab Modelljahr 69 sind sie geklebt. Versucht erst gar nicht, die Scheibe wie gewohnt durch sanften Druck von innen nach außen rausdrücken zu wollen. Das Gummi ist in der Regel viel zu hart und widerspenstig. Auf KEINEN Fall versuchen, die Scheibe mit einem Schraubenzieher o.ä. rauszuhebeln. Einem leisen "knacks" seitens der Scheibe folgt in der Regel ein herzhafter Fluch des Restaurators und eine teure Neuanschaffung. 
Besser ist es, die äußere Dichtlippe des Gummis, welche die Scheibe umfasst, mit einem Teppichmesser abzuschneiden:

Scheibenausbau Ford Mustang

Dann in den Wagen setzen und vorsichtig mit der flachen Hand gegen die Scheibe drücken , während draußen ein Helfer bereitsteht, um die Scheibe abzufangen. Der Lohn der Mühe:

Weitere Bilder sind in den Fotoalben !

Einbau

Für die Montage der Front- und Heckscheiben sollte man auf jeden Fall neue Gummidichtungen verwenden und je Scheibe 1-2  Kartuschen dauerplastische Dichtungsmasse bereitlegen. Ich habe die besten Erfahrungen gemacht mit Terodicht von Teroson .

"Dauerplastisch" heißt, dass die Masse nicht fest wird und auch nicht aushärtet. Sie behält ihre klebrig-cremige Konsistenz. Auf keinen Fall sollte man den heute üblichen Scheibenkleber oder Acryl bzw. Silikon verwenden! 

Zunächst mal die neuen Zierleistenhalteclipse - mit ordentlich Terodicht darunter - einbauen (auf dem Bild sieht man auch den saddle-farbigen Himmel mit der in Zeiten der Mondflüge top-aktuellen "Moonskin-Oberfläche" und das weiße Vinyl des neuen Vinyldachs am Scheibenrahmen):

  

Dabei darauf achten, dass man beim 67/68er Coupé am Heckfenster sieben Clipse braucht, die bedeutend länger sind als der oben abgebildete => nicht vertauschen! Es kann nicht schaden, die Clipse ebenfalls neu zu beschaffen. Es ist nichts ärgerlicher als wenn die Chromleisten nicht richtig einrasten und an einer Ecke hochstehen. Da die Repro-Clipse aber z.T. von schlechter Qualität sind, würde ich wie überall beim Mustang soweit möglich Originalteile wieder verwenden!

Dann reichlich Terodicht in die Dichtlippe der Scheibe einbringen. Das wird gern vergessen, ist aber für die Dichtigkeit sehr wichtig! Zudem sind Reproscheiben gern dünner als die Originalscheiben, so dass die Passung durch reichlich Terodicht aufgefüllt werden muss:

Abdichtung Scheibe Mustang 1968

Gummi auf die Scheibe ziehen, die überschüssige Dichtmasse quillt raus (kann einfach weggerubbelt werden):

Windschutzscheiben haben wir vom Oldenburger US-Car Stammtisch übrigens günstig mit einer
 Sammelbestellung von psautoglass.com aus den USA bezogen. Mit Carlite und Ford Logo, sehr
 preiswert - und vor allem vorbildlich verpackt. Alle sechs Scheiben sind heil angekommen!

Nun eine Lage Terodicht außen auf den Scheibenrahmen der Karosse spritzen (dorthin, wo der Gummi hinkommt). Dann eine feste Kordel, Schnur oder (mein Favorit) eine Wäscheleine mit Drahtkern rundherum und die Enden überlappend in der Scheibenrahmen-Dichtlippe des Gummis versenken, Gummi mit Spüli, Vaseline o.ä. rutschig machen, Scheibe auf den Scheibenrahmen legen, dabei die losen Enden der Schnur in den Innenraum stecken.

Schnur nach innen ziehen, während ein Helfer von außen leichten Druck auf die Scheibe ausübt

Einbau Scheibe Mustang 1968

Die Gummilippe wird dabei nach innen gezogen und die Scheibe flutscht in ihre Position:

Falls dabei etwas Dichtmasse an den Himmel oder auf das Armaturenbrett kommt: keine Panik! Keine scharfen Lösungsmittel verwenden - Terodicht lässt sich einfach abrubbeln.

Nun von außen zwischen Gummi und Scheibenrahmen noch reichlich Dichtmasse spritzen, Zierleisten (moldings) einclipsen - fertig! Die Zierleisten sollten in einer sinnvollen Reihenfolge eingerastet werden, damit sie korrekt ineinander greifen. Vorne z.B. zuerst die untere Leiste, dann die beiden Seitenleisten und zuletzt die beiden oberen Zierleisten.

Manchmal muss man mit einem LEICHTEN Schlag nachhelfen, wenn die Chromleiste nicht einrasten will. Ich nehme dafür ein Stückchen Weichholz (z.B. ein 20 cm kurzes Brett), lege es auf die Zierleiste (evtl noch eine dünne Lage Gummi dazwischen) und klopfe ganz leicht mit einem kleinen Hammer drauf. Dabei darauf achten, dass der untere Steg der Zierleiste zwischen Clips und Karosserie gleitet.


Update 2012-04-07

Hinweis für die Besitzer der Modelle ab 1969: Die Windschutzscheiben bei diesen Modellen sind geklebt. Dabei gibt es kleine, aber entscheidende Unterschiede zu den heutigen geklebten Scheiben und man sollte darauf achten, einen geeigneten Klebstoff zu verwenden. Den folgenden Hinweis erhielt ich von Theo, einem Spezialisten der Baujahre 69/70, den ich wegen seines Fachwissens und seiner jahrzehntelangen Erfahrung in der Mustangschrauberszene sehr schätze:

"Es ist bei den Mustangs ab '69 SEHR WICHTIG, die Frontscheibe mit dem RICHTIGEN MATERIAL einzukleben. Da MODERNE Scheibenkleber die Scheiben KRAFTSCHLÜSSIG (die Scheiben sind heutzutage tragende Elemente der Karosserie!) mit dem Rahmen verbinden, dürfen diese (PU-basierten) Kleber bei den alten Mustangs NICHT VERWENDET WERDEN! Die Scheiben würden in kürzester Zeit reißen.
Bei den alten Mustangs ab '69 dürfen die Scheiben nur mit Butylband eingeklebt werden, welches eine Eigenbewegung der Karosserieteile NICHT an die Scheibe weitergibt.
Das wissen unsere Autoglas-Fachbetriebe nur in den allerseltensten Fällen!
Das Butylband gibt es von 3M im gängigen Autozubehörhandel.
Und es ist dann noch sehr wichtig, dass die Scheibenrahmen (bzw. die Klebefläche) NICHT LACKIERT werden, jedenfalls nicht mit modernen Zweischicht-Lacken. 
Der Rahmen sollte auf ca. 1/2" Breite bei einer Restauration am besten relativ grob gestrahlt und dann nur dünn grundiert werden, der Optik halber am besten mit schwarz eingefärbtem Epoxygrund. Weiterer Lack sollte nicht auf den Rand aufgetragen werden, gerade moderne, wasserbasierte Zweischicht-Klarlacke haben nicht genügend Haftung aufeinander und würden sich voneinander separieren!
Das gibt dann schöne, unerklärliche Wassereinbrüche...
Die Scheibe sollte ohne Kleber in den Rahmen eingelegt und vermittelt werden, der Scheiben-Aussenrand auf dem Rahmen markiert und die Scheibe wieder rausgenommen werden.
Scheibe und Rahmen müssen dann mit Spiritus gründlich und fusselfrei gereinigt werden, dann muss das Butylband (3/8" Durchmesser) mittig unten auf den Rahmen aufgelegt, rund um die Öffnung gelegt und unten mit schräg abgeschnittenen(45°) Enden verbunden werden. Dann muss die Scheibe vorsichtig und gleichmäßig auf das Butylband aufgelegt werden. Leicht andrücken und fertig. Es braucht kein Primer oder sonstige Vorbereitung auf Glas oder Rahmen aufgetragen werden, und die ganze Arbeit sollte mindestens bei 15° Raumtemperatur ausgeführt werden.
Je wärmer, je besser wird die Haftung zwischen Scheibe und Karosserie.
Nach der Montage am Besten schön mit der Scheibe Richtung Sonne stellen, damit das Butylband schön warm und weich wird."

Weitere Bilder finden Sie in den Fotoalben !