Ford Mustang 1968 Coupé -
Kardanwelle
Bei allen Arbeiten sollte man nach den
für den Mustang erhältlichen Handbüchern vorgehen.
Die Kardanwelle (Gelenkwelle)
verbindet das Getriebe mit dem Differenzial der Hinterachse. Das Bauteil muss -
z.B. beim Einfedern oder Beschleunigen - Veränderungen in Winkel und
Entfernung der beiden Bauteile zueinander ausgleichen. Die Kardanwelle verfügt
zum Ausgleich der Winkel über zwei Kreuzgelenke, von denen eines hinten am
"yoke" des Differenzials verschraubt ist und das andere vorn die
Verbindung zu einer Kardangabel (slip yoke) herstellt, die gleitend auf einer
Verzahnung der Getriebeausgangswelle gelagert ist und für den Ausgleich der
Entfernung Getriebe - Hinterachse sorgt.
Der Ausbau der Kardanwelle ist
einfach: die Muttern der Befestigung des hinteren Kreuzgelenks am Differenzial
lösen und die Kardanwelle aus dem Getriebe ziehen. Vorher die Position der
Kardanwelle zur Aufnahmegabel (yoke) des Diffs markieren. Man kann sie zwar auch
um 180 Grad verdreht markieren, riskiert dabei aber eine Unwucht.
Zunächst untersuchen wir die Welle
auf Verformungen oder abgefallene Auswuchtgewichte. Dann wenden wir uns den
eigentlichen Verschleißteilen - den Kreuzgelenken - zu.
Hier nun ein Bild des hinteren
Kreuzgelenks; die beiden "Kappen" mit den Nadellagern habe ich
abgenommen und man blickt auf die Laufflächen der Nadellager:
Um das Kreuzgelenk aus
der Kardanwellengabel zu demontieren, entnimmt man mit einer Spitzzange
zunächst die beiden Sprengringe. Das Bild ist nicht besonders scharf, irgendwie
mochte meine Digicam die Kälte und Feuchtigkeit in der Garage nicht... Aber
einen besseren Blick auf einen Sprengring hat man auf einem Bild weiter unten
auf dieser Seite.
Mit einem großen
Schraubstock kann man das Kreuzgelenk heraus pressen. Für die
"herauszupressende" Seite sucht man sich ein Stück Rohr oder eine
Nuss, die groß genug ist, um die herausgleitende "Kreuzgelenkkappe"
aufzunehmen. Sie sollte jedoch nicht zu groß sein, damit die
Kardanwellengabel sich an ihr abstützen kann:
Für die
"herausdrückende" Seite sucht man sich eine Nuss, die so gerade noch
in die Bohrung der Kardanwellengabel passt, damit die Kreuzgelenkkappe den Druck
beim Zusammendrehen des Schraubstocks nur am Rand erfährt. Der rote Pfeil zeigt
auf die Nuss, die über den Druck auf die Kappe das komplette Kreuzgelenk in die
Richtung drückt, die der grüne Pfeil markiert. Sobald beide Kappen frei sind,
kann man das Kreuzgelenk entnehmen:
Auf dem folgenden Bild
sieht man die andere Seite der Kardanwelle mit der Kardangabel (slip yoke) die
auf die Getriebeausgangswelle geschoben wird. Die Demontage erfolgt genau wie
oben beschrieben.
Das vordere Kreuzgelenk
hatte deutliche Verschleißspuren auf der Lauffläche der Nadellager, wie eine
Inspektion bei abgenommener Kappe ergab:
Vor der Montage der neuen
Kreuzgelenke unbedingt darauf achten, dass jede Nut sauber ist um einen guten
Sitz der Sprengringe zu gewährleisten:
Natürlich wird bei
"Projekt Eckhard" nicht nur das defekte Kreuzgelenk ersetzt, sondern
beide. Solch ein Kreuzgelenk kostet nur um die 15 Euro - da sollte man nicht
sparen. Ich habe sogar um die 20 Euro je Gelenk ausgegeben weil ich die
"Heavy Duty High Performance Super Strength Superior Quality"-Version
gewählt habe ;-)
==> NACHTRAG: diese
Kreuzgelenke von der Firma precision sollte man wohl besser meiden. Sie bestehen
offenbar aus einer chinesischen Butter-Käse-Legierung und waren trotz guter
Schmierung schon nach wenigen 1000 km wieder verschlissen. Diese Erfahrung haben
auch schon andere versierte Mustangschrauber machen müssen.
Beim Zusammenpressen
darauf achten, dass sich keine Nadel der Nadellager verkantet und
"querstellt". Das ganze muss mit geringem Druck des Schraubstock
gehen, keine Gewalt anwenden. Zunächst beide Kappen außen etwas einfetten und
dann bündig in die Bohrung der
Gabel pressen, dabei das Kreuzgelenk mit der freien Hand führen:
Dann die eine Kappe etwas
weiter einpressen, bis man den Sprengring einsetzen kann:
Einen der neuen
Sprengringe einsetzen und dann die andere Kappe so weit eindrücken bis die
gegenüberliegende Seite des Kreuzgelenks an den gerade montierten Sprengring
stößt. Nun den zweiten Sprengring montieren:
Diese Prozedur
wiederholen wir bis die Kardanwelle komplett montiert ist:
Normalerweise verrichtet die
Kardanwelle unauffällig ihren Dienst. Warum sollte man sie dennoch einmal
genauestens inspizieren? Wenn ein Kreuzgelenk versagt, kann die Welle ihre
Führung verlieren und in irgendeine Richtung ausschlagen. Die dabei
entstehenden Kräfte sind nicht zu verachten, wie das folgende Bild zeigt (Dank
an www.dr-mustang.com - User "Sleidnir"!):
Sleidnirs Durchbruch
Das vordere Kreuzgelenk hatte den
Geist aufgegeben und die Welle war durch den Kardantunnel geschlagen. Wenn die
Welle nach unten gefallen wäre und sich in ein Schlagloch
"eingeklinkt" hätte, wäre ein Effekt eingetreten wie beim
Stabhochsprung. Welle= Stab, Mustang=Hochspringer ;-)
Wer trotz überholter
Kardanwelle auf Nummer Sicher gehen will, kann so genannte "Safety Loops"
montieren, in denen die Welle läuft und die sie im Falle eines Defekts
auffangen:
|