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Ford Mustang 1968 Coupé - Blecharbeiten (Bodenblech, Kofferraumboden, EndspitzeJetzt kommen wir zu dem Kapitel, das bei der Restaurierung eines über 40 Jahre alten Fahrzeugs so gut wie immer eine wichtige Rolle spielt: die Schweißarbeiten. Da man viel falsch machen kann und schlechte Schweißarbeiten die Sicherheit nachteilig beeinflussen können, will ich hier nicht versuchen jedem das Schweißen von der Pike auf nahe zu bringen. Das Schweißen als solches muss man einfach bei jemandem lernen, der sich damit auskennt. Ich will mich darauf beschränken, das Vorgehen bei typischen Schwachstellen des Mustangs zu schildern. Bei allen Arbeiten sollte man nach der erhältlichen Fachliteratur vorgehen. Als Einstimmung in die Thematik das klassische Fred-Flintstone-Motiv: Ich empfehle dringend, sich Grundlagen zu schaffen, bevor man sich entschließt, die Schweißarbeiten selbst in Angriff zu nehmen. Werkzeug Neben einem guten Schutzgasschweißgerät und den üblichen Werkzeugen wie Winkelschleifer, Bohrmaschine, Gripzangen und Blechscheren empfehle ich einen Schweißpunktfräser (einen guten von Hazet) und eine Loch- und Absetz-Zange. Die Bleche sind ab Werk meist mit der Widerstands-Punktschweißzange verbunden worden. Um die Bleche sauber heraustrennen zu können, sollte man die Schweißpunkte vorher herausfräsen. Dazu verwende ich einen Schweißpunktfräser. Dieser Fräser ist mit einem Zentrierdorn ausgestattet und kann in eine Bohrmaschine eingespannt werden. Ich empfehle den Schweißpunktfräser von Hazet.
Der Zentrierdorn (Pfeil) dient
gleichzeitig als Anschlag, der je nach Blechdicke eingestellt werden kann. Ich
bohre die Schweißpunkte mit einem 2mm-Bohrer (beste Qualität nehmen) vor,
damit der Zentrierdorn gut geführt wird. Ein neues Blech wird es in der Regel gelocht und durch das Loch hindurch mit dem alten Unterblech verschweißt. Dazu verwendet man eine Lochzange (im Bild unten die Nr. 2). Der Durchmesser und der Abstand der Löcher ist u.a. abhängig von der Blechdicke. Müssen Bleche "stumpf" aneinander gesetzt werden, sollte man bei Überlappungen ein Blech absetzen, so dass außen eine "glatte" Fläche entsteht: Dazu verwendet man eine sog. Absetzzange (im folgenden Bild die Nr. 1). Ich habe eine kombinierte Loch- und Absetzzange, bei der der Kopf je nach Einsatzzweck gedreht werden kann.
Mustangpraxis Nun einige Beispiele aus der Mustang-Praxis. Bei meinem Projekt waren zum Glück relativ wenig Blecharbeiten zu erledigen.
Der neue Kofferraumboden wird eingepasst (dabei auch den Tank probeweise einbauen) und mit den passenden Löchern für die Schweißpunkte versehen. Tipp: bei der Verbindung mit dem Radkasten schweißt man besser vom Radhaus aus, weil sonst der Längsträger im Weg ist. Die Löcher für die Schweißpunkte sollte man dort also ins Blech den Radhauses bohren. Der Lohn der Mühe: Achtung: der Haltebügel für das Reserverad ist nicht Bestandteil des neuen Kofferraumbodens. Den muss man vom Altteil retten! An dieser Stelle übrigens ein dickes Lob an die Reparaturbleche. Falls man die Wahl hat, sollte man die etwas dickeren und passgenaueren Bleche aus amerikanischer oder kanadischer Produktion den Taiwan-Blechen vorziehen.
Bodenblech: bei meinem Mustang war das Bodenblech im Beifahrerfußraum von oben nach unten dünngerostet. Schuld war der undichte Wärmetauscher der Heizung, der dort offenbar über Jahre hinweg für ein Biotop gesorgt hatte. Von unten sah das Blech übrigens noch top aus. Sichtkontrolle oder Bilder des Unterbodens sagen eben nicht viel aus.
Wie gehabt: Blech lochen und einschweißen. Dabei die Halteelemente für die Umlenkung des Handbremsseils vom Altteil übernehmen.
Endspitze. Dieses Blech war bei Lieferung bereits fertig abgesetzt, so dass es sich unter das Originalblech der Seitenwand schieben kann. Kleiner Schönheitsfehler: der Absatz endet kurz vor dem Radlauf. Hier muss man die Bleche also stumpf zusammenschweißen. Das Blech fixiert man mit Gripzangen zunächst einmal so, wie es später eingesetzt werden soll (linkes Bild unten). Nun markiert man den Umriss der oberen Kante des Reparaturblechs auf der originalen Seitenwand. Nach dem Abnehmen des Reparaturblechs trennen wir die marode Endspitze heraus. ACHTUNG: nur im Bereich des Radlaufs, den wir stumpf verbinden wollen, sollte der Winkelschleifer an dieser Linie entlang gezogen werden (rechtes Bild unten, Bereich 2). Dort, wo die Bleche übereinanderlappen sollen, müssen wir die Trennlinie in der Seitenwand etwas tiefer ansetzen (rechtes Bild unten, Bereich 1).
Nun die entsprechenden Randbereiche des Reparaturblechs bzw. der Seitenwand lochen, das Blech mit Gripzangen fixieren und die Schweißpunkte setzen:
So sieht der Bereich im Kofferraum aus: Hier kann man sehen, dass die Schweißpunkte gut "durchgeschweißt" sind. Die Bereiche, in denen die Bleche überlappen, sollte man gut versiegeln. Diese Seitenwände werden vor dem Lackieren von innen mit einer Antidröhnmasse beschichtet, die der Werksbeschichtung (sh. Bild oben im oberen Bereich) sehr nahe kommt. Dann wird man kaum noch erkennen können, dass hier ein neues Blech angesetzt wurde. Wenn wir gerade beim Thema "Blech" sind... Es gibt einen Bereich im Mustang, den man mit wenig Aufwand optimieren kann. Dieses Bild zeigt den Bereich des Innenraums hinter der Lehne des Rücksitzes, das ich mit Blechen verschlossen habe: Normalerweise ist hier eine recht große "Durchreiche" zum Kofferraum, die werksmäßig nur durch ein Stück Presspappe und die Polsterung der Rücksitzbank verschlossen ist - was somit keinen besonders guten Brandschutz darstellt. Egal? Nun ja: der Tank bildet den Boden des Kofferraums und liegt im aufprallgefährdeten Bereich. Zudem liegen die bei einem Aufprall gern aufplatzenden Nähte des Tanks direkt im Kofferraum. Ein eindrucksvolles Beispiel für die Gefährdung, die von diesem Bereich ausgeht, sieht man auf einem Heckaufprall-Crashtest mit einem klassischen Mustang auf diesem Youtube-Video (bei ca. 5 Minuten). Deshalb habe ich, wie man oben sehen kann, in die beiden "dreieckigen" Löcher selbst zugeschnittene Bleche eingepunktet und dort, wo normalerweise die Presspappe steckt, ein Blech eingeschraubt. Dieses Blech habe ich beim Dorfschmied mit einer Sicke versehen lassen, damit es nicht dröhnt. Die Lautsprecheröffnungen in der "Hutablage" habe ich ebenfalls mit Blechen verschlossen. Diese habe ich allerdings verschraubt, so dass ein künftiger Eigentümer bei Bedarf wieder Lautsprecher einbauen kann. Auf jeden Fall ist der Fahrgastraum nun einigermaßen von Tank und Kofferraum abgeschottet. Natürlich sollte man auch die Hohlräume über den hinteren Radhäusern nicht vergessen. Wer absolut auf Nummer sicher gehen will und evtl. sowieso einen neuen Tank braucht, kann einen Sicherheitstank einbauen, wie er im Rennsport vorgeschrieben ist - und den es passend für den klassischen Mustang gibt. Aber wie auch immer: ein Oldtimer wird nie das Sicherheits-Niveau eines Neuwagens erreichen. Defensives Fahren ist der beste Schutz! Die Bilder da oben sehen vielleicht etwas trostlos aus. Deshalb zur Motivationssteigerung für alle, die diese Arbeiten noch vor sich haben, ein Bild vom fertigen Mustang (Dezember 2008): Eine andere typische Mustang-Karosseriebaustelle:: Cowl vents (Frischluftkasten): der Angstgegner der Baujahre 64 bis 68 ! Weitere Bilder finden Sie in den Fotoalben ! |
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